Darum ist Sektorkopplung wichtig

„Sektorenkopplung ist ein sperriger Begriff. Ihn gilt es unter dem Stichwort Flexibilitäten mit Leben zu füllen. Das Netz bleibt wichtig, kann aber mit dem notwendigen schnellen Zubau nicht vollständig Schritt halten. Der starke Zubau bei Wind- und Solarenergie braucht daher neue Verbraucher von Speicher über Elektrolyse, Mobilität und Wärme bis hin zu industrieller Direktabnahme. Wir müssen lernen, mehr Energie in regionalem Umfeld der Erzeugung einzusetzen. Dezentrale Erzeugung ist das Markenzeichen der Energiewende. Alte Schablonen passen nicht mehr. Deshalb drängen wir in den Erneuerbaren so sehr auf ein neues Marktdesign. Es gilt hier rigoros und mutig Hürden abzubauen, die einer Nutzung von Strom in der Nähe der Erzeugung entgegenstehen.“
Wolfram Axthelm
Geschäftsführer BEE und BWE
„Die Sektorkopplung ist ein wesentlicher Baustein der Energiewende. Wenn wir die CO2-Emissionen senken wollen, müssen wir die lange Zeit separat betrachteten Sektoren Strom, Wärme, Industrie und Mobilität zusammendenken. Denn die Ausgangsenergie wird in einem vollständig auf Erneuerbaren Energien beruhenden Energiesystem zu größten Teilen Strom aus Wind- und Solarkraftanlagen sein. Diesen Strom müssen wir speichern, umwandeln und flexibel nutzbar machen. Und wir müssen Erzeugung und Verbrauch von erneuerbaren Energien intelligent miteinander verbinden. Es muss sich lohnen, Strom dann zu nutzen, wenn viel erzeugt wird – sei es direkt oder indem er gespeichert oder in Wärme oder Wasserstoff umgewandelt wird. Nun gilt es, politisch die richtigen Weichen zu stellen, diese Verknüpfung und die Flexibilisierung beim Verbrauch zu belohnen. Und die Kommunen und Unternehmen sollten bei der Umsetzung nicht allein gelassen werden. Denn durch Sektorkopplungsprojekte spüren Bürgerinnen und Bürgern, dass sie von der Energiewende profitieren. Zum Beispiel, indem sie durch das Windrad oder den Photovoltaik-Park auf ihrem Gemeindegebiet günstige Wärme für ihre Häuser und Wohnungen bekommen. So bleibt die Wertschöpfung vor Ort. Ove Petersen und ich haben uns schon recht früh nach der Gründung von GP JOULE im Jahr 2009 nicht nur mit der Energiegewinnung, sondern auch mit dem Energiesystem beschäftigt. Da gehört Sektorenkopplung genauso dazu wie Infrastruktur und Speicherung. So haben wir 2010 beispielsweise angefangen, mit Wasserstoff als Speichermedium für erneuerbare Energie zu arbeiten. Uns war klar, dass man einen Baustein im Energiesystem braucht, der Energie flexibel aufnehmen, gasförmig speichern und transportieren, und dann wieder flexibel abgeben kann. Zudem lag auf der Hand, den Wärmesektor als wesentlichen Faktor der Dekarbonisierung mit aufzunehmen. Heute sind wir von der Erzeugung über die Umwandlung und Verteilung bis zur Nutzung der Energie in allen Bereichen entlang der gesamten Energie-Wertschöpfungskette tätig.“
Heinrich Gärtner
Mitgründer und CTO von GP Joule